Nicht erst seit 2020 in aller Munde und im Blickfeld von Wirtschaftspolitik, Bürgerinitiativen und Interessensvertretungen ist der Lobbyismus durch die Großindustrie. Ob BigTech, Tourismus, Automobilindustrie oder Gesundheitswesen: Viele Sektoren der Wirtschaft gelten als systemrelevant, andere erfahren weniger Unterstützung. Wie wichtig also sind Einzelhandel, Gastronomie, Künstler, unabhängige Journalisten und freiberufliche Dienstleister für die Gesellschaft? Ganz stark zum Tragen kommt gerade in Krisenzeiten die Tendenz, dass Marktführer und Großkonzerne schon durch ihre Organisationsformen und Verbindungen permanent einen ungemeinen Wettbewerbsvorteil ausbauen können, während gerade weniger organisierte Branchen und Unternehmensformen eher noch ihrer Rest-Relevanz beraubt werden. Dabei gibt es lokal, regional, national und zum Teil nur international durchaus viele Verbände und Strukturen, die auch die kleineren Player vertreten.
Ingenieure, Architekten, Journalisten und Designer
Der Strom kommt bekanntlich nicht einfach aus der Steckdose, und auch Automobile, Lebensmittel und Algorithmen werden meist von Menschen produziert. In einer Wohlstandsgesellschaft vergisst der Normalbürger so etwas hin und wieder und regt sich gemeinhin nur über steigende Kosten für die Güter auf. Waren und Dienstleistungen, die nicht millionenfach in der Öffentlichkeit präsent sind – oder eben einfach als zum Alltag gehörig ausgeblendet werden – stehen hingegen selten im Blickfeld des Mainstream-Diskurses.
Ähnlich den mittelalterlichen Gildenstrukturen haben sich entsprechende Interessensvertetungen für bestimmte Berufe schon früh und meist im nationalen Rahmen gegründet, so etwa der Bund Deutscher Architekten und der Deutsche Journalisten Verband. Hier geht es um Informationsaustausch gerade zu Gesetzen, manchmal um internationale Vergleiche und nicht zuletzt um Aufträge, Kontakte, gemeinsame Projekte. Aber schon Selbstständige, die eben nicht nur als Journalist oder Designer ihr Geld verdienen, sondern auch als als Meinungsforscher oder Grafiker, fallen hier aus dem Rahmen.
Kreativwirtschaft und Freiberufler
In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Berufe in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, die im Feld von Medien, Kultur/Unterhaltung und Dienstleistung agieren, aber nicht eindeutig einer Branche zuzuordnen sind. Zum Teil werden sie von Gewerkschaften wie verdi mitvertreten, zum Teil gibt es landes-, bundesweite und kommunale Plattformen und Organisationen für sie. Ihre Relevanz stellt sich gerade heraus.